Liebe (Off-)Roadies und Bodenkundler, hallo Abenteurerinnen und tschüss, liebe Tiefflieger!

Gleich vorweg muss ich gestehen: Mit den Begriffen Gravel und Schotter werde ich noch immer nicht so recht warm. „Gravelbike“ als Gattungsname, okay, geschenkt, dran gewöhnt. Ich wünschte mir nur, öfter mal „Allwegerenner“ oder „Allroadbike“ zu lesen, denn das trifft es doch so viel besser. Wortschöpfungen wie Campingcrosser, Beutelrad und Geraffelbike (Gruß an Harry Tuinkers!) zeigen, dass es wohl auch anderen ähnlich geht. Aber spätestens bei „graveln“ als Verb oder gar „das Gravel“ als Bezeichnung für ein Fahrrad … rollen sich Euch da nicht auch die Zehennägel auf? Es nimmt doch auch niemand „das Mountain“ oder „das Renn“? Somit spricht irgendwie auch aus unserem Heftthema die blanke Abwesenheit eines wirklich passenden Begriffs. Bei Schotter habe ich erst mal Gleisbett und Gorleben vor Augen; fahren wollte ich darauf ja nun nicht. Schön, dass Wolfgang Scherreiks hier für uns mal die Steinchen siebt!

Nichtsdestominder ist das Gravelbike in meinen Augen eine echte Offenbarung: Endlich kann das Rennrad, was es schon immer hätte können sollen! Es macht einen Riesenspaß auf Asphalt – und noch mehr abseits, wo ja bekanntlich die Musik spielt. Ich liebe die satte Lage breiter Reifen besonders in Kurven – und Bremskraft ohne Faxen nimmt mir die Angst beim Spielen.

Darum ist dieses Heft natürlich auch ein Lobgesang auf diese tolle Radgattung, die immer mehr Verbreitung findet. Deshalb geht’s hier auch um die Geschichte des Trends, kulturelle Unterschiede zwischen den Szenen in Übersee und in Europa und moderne, maßgefertigtes Gravelbikes.

Das Schöne am Begriff °schotter wiederum ist, dass er uns eine zweite Ebene bietet: die des Geldes, des Zasters, der Penunze. Denn darüber lässt sich auch einiges erzählen – wie man Jahrzehnte der Radreise finanziert etwa, wie das Fahrrad zur Existenzgrundlage wird oder wie die „große Finanzwelt“ in die Radbranche einsteigt. Zu guter Letzt dürfen wir hier – u. a. über den kleinen Kniff „Shutter“ – gleich zwei Fotografen porträtieren, deren Bilder uns mächtig imponieren.

Bitte genießt diese Ausgabe – und ebenso all die tollen Rumpelpisten, Dreckstraßen oder einfach Feldwege – und habt immer ausreichend wenig Luft im Reifen!

H. David Koßmann
– und das fahrstil-Team, Ressort Staubfahne